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begriffe:analyse

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Analyse


griech. ανάλυση analyse, αναλύσειν auflösen engl. analysis
franz. analyse Gegenbegriffe Synthese, Katalyse
Unterbegriffe Prozessanalyse, Psychoanalyse, Textanalyse
WortfeldAnalysis, analytisch, analysieren, Analysator, Analytiker, Analyst, Abhandlung, Aufgliederung, Beobachtung, Prüfung, Untersuchung, Zergliederung, Zerlegung

Disziplinäre Begriffe

  • Allgemein: Zergliederung eines Ganzen in seine Teile.
  • Philosophie: Logische Zerlegung; gedankliche Auflösung eines begrifflichen oder realen Ganzen in seine Teile (z.B. Diskursanalyse).
  • Chemie: Quantitative und qualitative Bestimmung der Bestandteile einer Substanz (Stoffanalyse, Zergliederung).
  • Literaturwissenschaft: Methoden der Untersuchung von Texten als Grundlage für deren Interpretation (Strukturanalyse, Stilanalyse usw.)
  • Mathematik: Analysis, Methode der Deduktion (‚Lösung; Auflösung‘). In der Statistik die Varianzanalyse, Diskriminanzanalyse und Regressionsanalyse.
  • Linguistik: Satzzerlegung, grammatische Analysen, Satzbau- und Sprachanalyse: Die Zerlegung sprachlicher Einheiten in ihre Elemente und die Beschreibung ihrer Beziehungen untereinander und zum Ganzen.
  • Wirtschaftswissenschaften: Berufsbilder: Finanzanalyst, Technologieanalyst, Geschäftsanalyst.
  • Meteorologie: Untersuchung einer Wetterlage.
  • Physik: Analysator: Messeinrichtung.
  • Naturwissenschaften: ‚Décomposition d’éléments de la nature intellectuelle et abstraite‘ (Dictionnaire historique de la langue française), Beweisführung.
  • Systemtheorie: Begriff der 'Systemanalyse'.
  • Pädagogik: In der lerntheoretischen Didaktik: die Untersuchung von Strukturmomenten des Unterrichts (Unterichtsanalyse).
  • Ökonomie: Ein zentraler Begriff der Volkswirtschaftslehre.
  • Psychologie/ Psychoanalyse: Kernbegriff der Psychologie, analytischen Psychologie und Psychoanalyse (in Letzeren steht der Begriff 'Analyse' für die psychotherapeutische Behandlung neurotischer Störungen).
  • Soziologie: Wesentlich bei der Erhebung statistischer Daten (Faktorenanalyse; Inhaltsanalyse; Varianzanalyse; Itemanalyse) und bei Meinungsumfragen.

Material

A. Primärmaterial

1732Zedler, Johann Heinrich: (Art.) Analysis, in: Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 2, S. 32. "Analysis, bedeutet überhaupt vom Griechischen […], eine Zerlegung, Zergliederung eines Dinges, Cörpers oder Rede. Insbesondere die Analysis Logica ist eine Art, nach Anweisung der Logie, die Gedancken sowohl anderer Leute, als unsere eigne, wieder auf ihre Principia zu leiten, aus welchen sie genommen und formiert sind. Auf beyderley Art versirt(?) unser Verstand, die Sache zu erkennen, und hat man auch auf beyden Seiten die Anführung der Logie von nöthen. In engeren Verstande wird Analysis genommen, wenn unvollkommene Syllogismi in vollkommene verwandelt werden. […] Analysis ist bey den Chymicis eine Auflösung Zerlegung oder Reduction eines Cörpers in seine prima principia oder in sein ursprüngliches Wesen, oder Urstoffen. Die Anatomici hingegen verstehen darunter die angestellte Erklärung über einen jeden Theil des Leibes, dabey derselbe nicht nur selbst deutlich vor Augen gelegt, sondern auch desselben Nutzen und andere zu wissen nöthige Umstände gezeiget werden."

B. Sekundärmaterial

Begriffsgeschichtliche Arbeiten

  • Bachem, R.: (Art.) Analyse, rhetorische, in: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Hg. von Gert Ueding. Tübingen, 1992, Bd. 1, Sp. 514-542.
  • Schnelle, H.: (Art.) Analyse, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg.v. J. Ritter. Bd. 1, Basel/Stuttgart, 1971, Sp. 230 - 232.
Inhalt: Im Wesentliche die sprachphilosophische Erörterung des Analogie-Begriffes, beginnend mit der logischen Analyse der Sprache bei Platon. Erste Systematik bei Aristoteles (Lehre von den Kategorien sowie seine Untersuchungen zur Rhetorik und Topik) die alle Nachfolger bis in die Neuzeit hinein bestimmt. In der Sprachwissenschaft des 19. Jhd. die Lösung von der logisch bestimmten Sprachanalogie. Keine Darstellung des Begriffes in Mathematik; Literaturwissenschaft; Wirtschaftswissenschaft; Physik; usf. Jüngster Literatureintrag 1969.
  • Oeing-Hanhoff, L.: (Art.) Analyse/Synthese, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg.v. J. Ritter. Bd. 1, Basel/Stuttgart, 1971, Sp. 232-248.
Inhalt: Ausführliche Erörterung des Analyse-Begriffes beginnend bei Aristoteles (mathematische Analyse; seine Beweis-, Wissenschafts und Methodenlehre unter dem Titel 'Analytiken'). Nachfolgend die Philosophiegeschichte beginnend bei der klaren und fortan klassischen Bestimmung von Analyse durch Pappus v. Alexandrien (3. Jh. n. Chr): Die Regel der Analyse besteht demnach aus zwei gegengleichen Verfahren, dem der Analyse und dem der Synthese. Keine Anwendung der mathematischen Analyse in der mittelalterlichen philosophischen Methodologie. Umso intensiver in der Neuzeit bei Galilei, Hobbes, Leibniz und v.a. Descartes (in den 'Discours' und 'Meditationen'): Analyse als Methode des Aufdeckens 'letzter Wahrheiten'. Genauere Darstellung des Analyse-Begriffes bei Kant (spätestens hier die Lösung des naturwissenschaftlichen Analysebegriffes von metaphysischen Bezügen (angelegt bereits im englischen Empirismus)). In der Neuzeit eine Umwertung des Begriffes der ihn gleichbedeutend mit 'wissenschaftlicher Untersuchung' setzt (so Dilthey: 'Analyse des Menschen'; 'Analyse des Lebens'). Nachfolgend die Erörterung der Verwendung des Begriffes bei Heidegger und Husserl.
Darstellung des Analyse-Begriffes in der Medizin beginnend bei Galen, sowie die Verwendung des Begriffes in Galileis Bestimmung der Methode des Naturwissenschaft sowie bei Newton. Wichtig für die Bedeutung des (mathematischen) Analyse-Begriffes in den Naturwissenschaften ist in der Folge Ernst Mach (Lehre von der Analyse als Rückgang vom Ziel auf die Mittel seiner Verwirklichung).
Nachfolgend die Nähere Bestimmung des Begriffes 'Analytik' (zurückgehend auf Aristoteles Wissenschaftslehre, die 'Analytiken'.
Kurze Erwähnung des Gebrauches von 'Analyse' in der Physik (bei Leibniz). Abschließend die sehr verkürzte Erörterung des Begriffes 'Analyse' in der Psychoanalyse und der Literaturwissenschaft. Jüngster Literatureintrag 1969.
  • Pietilä, Veikko: (Art.) Analyse/ Synthese, in: Historisches Wörterbuch des Marxismus. Hg. von Wolfgang Fritz Haug. Bd. I, Hamburg/Berlin, 1994, Sp. 196-201.

Sonstige Literatur

  • (Art.) Analyse/ Analysis, in: Deutsches Fremdwörterbuch. Begonnen von Hans Schulz; fortgeführt von Otto Basler. Bd. 1: A-Präfix - Antike. Berlin, 1995.
  • Auroux, Sylvain u. Barbara Klatz: (Art.) Analyse, Expérience, in: Handbuch politische-sozialer Grundbegriffe in Frankreich 1680-1820 6, 1986, S. 7-40.
  • Berr, Henri: Analyse. In: Margherita Platania (Ed.): Les Mots de l’Histoire. Le vocabulaire Historique du Centre International de Synthèse. Neapel, 2000. S. 71-79.
  • Decker, Hannah S.: Analysis… Isis 72/4, (1981) S. 638-641.
  • Flonta, Mircea: Über «Analytisch» bei Kant. Kant Studien 67, 1976, S. 210-215.
  • Goldstin, Herman H.: A history of numerical analysis from the 16th through the 19th century. Springer, 1977.
    • Rezension: I. Grattan-Guinnes, Archives Internationales d’Histoire des Sciences 29, (1979) S. 164-166.
  • Hilpert, Constantin: Die Scheidung der intuitiven Erkenntnis von der Analyse bei Bergson. Berlin, 1914.
  • Hintikka, J. u. U. Remes: The Method of Analysis. Its Geometrical Origin and its General Significance. Dordrecht, Boston, 1974.
  • Rezension: Burton, W.K., Archives Internationales d’Histoire des Sciences 27, (1977) S. 163-164.
  • Jones, Henri: Poesie "synthetique" et "analytique" dans l'oeuvre d'Arthur Rimbaud. In: Revue d'esthetique, Vol. 22, (1969) S. 411-426.
  • Taton, René: Quelques emplois successifs des termes ‘analyse’ et ‘analytique’ en mathématiques (XVIIe-Xxe siècles). Transfert de vocabulaire dans les sciences. Hg. von M. Groult u.a. Paris, 1988. S. 195-205.

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