Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


begriffe:bewegung

Dies ist eine alte Version des Dokuments!


Bewegung


germ./ahd. (bewegen) biwgan/ biweggen Synonyme Ergriffenheit/ Erregung/ Gruppierung/ Standortveränderung
engl. mouvement Gegenbegriffe Ruhe/ Partei
franz. mouvement Unterbegriffe
Wortfeld

Disziplinäre Begriffe

  • Allgemein: Fortbewegung; Ortsveränderung; Lokomotion.
  • Physik: Die Änderung des Ortes eines beobachteten Objektes mit der Zeit.
  • Mathematik: Bezeichnung für eine bijektive, abstandshaltende winkeltreue Abbildung.
  • Physiologie: Die Motorik, die Bewegungsfähigkeit von Organismen/ Auch: Körperliche Aktivität, das Bewegungsverhalten des Menschen.
  • Soziologie: Begriff der Soziale Bewegung, in der Soziologie das Verhalten kollektiver Akteure.
  • Religion: Geistliche Bewegung.
  • Politik: Bezeichnung für eine Gemeinschaft die durch das Bestreben ein bestimmtes Ziel zu erreichen geeint ist.
  • Musik: Ein Fachbegriff der Musiktheorie (Kontrapunkt).
  • Linguistik: Die Wortgruppe der Bewegungsverben.

Material

A. Primärmaterial

1733Zedler, Johann Heinrich: (Art.) Bewegung, in: Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 3, S. 817-830.
1739Zedler, Johann Heinrich: (Art.) Motus, in: Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 21, S. 1004.
1825Gehler, Johann Samuel Traugott: (Art.) Bewegung. In: Johann Samuel Traugott Gehler’s Physikalisches Wörterbuch. Bd. 1. Leipzig, 1825. S. 914-972. Volltext
1873 Marey, Etienne Jules: La machine animale. Locomotion terrestre et aérienne. Paris, 1873. (Bibliothèque scientifique internationale, 3); (5. éd., rev. et augm. de plusieurs chapitres nouveaux. Paris, 1891.)
1889 Souriau, P.: L'Esthetique du mouvement. Paris, 1889.
1989Virilio, Paul: Der negative Horizont - Bewegung/Geschwindigkeit/Beschleunigung. München, 1989.

B. Sekundärmaterial

Begriffsgeschichtliche Arbeiten

  • Faber, Richard: (Art.) Bewegung, in: Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe. Bd. II. Apokalyptik – Geschichte. Hg. Hubert Cancik, u.a.. Stuttgart u.a., 1990. S. 135-139.
  • J. Frese: (Art.) Bewegung, politische, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg. v. J. Ritter u. K. Gründer. Bd. 1, Basel/Stuttgart, 1971, Sp. 880-882.
  • Kaulbach, F., Meyer, G.: (Art.) Bewegung, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg. v. J. Ritter. Bd. 1, Basel/Stuttgart, 1971, Sp. 864 - 879.
Inhalt: Rein philosophiegeschichtlicher Artikel, beginnend mit der Darstellung des Bewegungsbegriffes in der Antike (Parmenides/ Heraklit/ Zenon). Die Diskussion folgt hier - in Anschluss an Parmenides - einer Wesensbestimmung von Bewegung mit der zentralen Frage, ob es Bewegung überhaupt gibt (v.a Zenon). Bei Platon die Bestimmung von Bewegung als eines Überganges von einem Zustand in einen Anderen, der sich zum ersten gegensätzlich verhält (Einbeziehung der zeitlichen Dimension/ Unterscheidung von acht phänomenologisch verschiedenen Arten der Bewegung in den 'Nomoi'). In späten Schriften Platons taucht der Bewegungsbegriff auch im Bereich der Ideen auf. Aristoteles greift Platons Gedanken auf und bestimmt Bewegung als 'den Vollzug der Verwirklichung des seiner Möglichkeit nach auf eine Wirklichkeit hin sich erstreckenden Seienden'. Auseinandersetzung mit Zenons Bewegungs-Paradoxien bei Aristoteles, der Zenons 'Teilbarkeit (einer Strecke) ins Endlose und die damit einhergehende Unmöglichkeit von Bewegung, argumentativ zurückweist: Bewegung kann sich nicht aus einer Unzahl von (unbewegten) Punkten zusammensetzen ohne die Kontinuität der Bewegung aufzulösen und sie damit zu zerstören. Bei Aristoteles eine (nicht phänomeologische) Unterscheidung von Bewegungsbegriffen nach der Quantität, der Qualität und des Ortes. Berühmte Formulierung der Frage nach der ersten bewegenden Ursache, welche den Begriff Gottes als ersten Beweger, der selbst unbewegt ist ergibt. Bei Plotin ein differenzierendes Weiterdenken der Standpunkte Aristoteles. Bei Proklos das wiederaufgreifen einer Bewegung der Einbildungskraft (nach Platon) die bei Aristoteles fehlt. Im Mittelalter, anschließend an Aristoteles und diesen überwindend, erwachsen aus der Diskussion am Ende zwei Bewegungsauffassungen: Zum einen, in Anlehnung an die arabische Philosophie, die im wesentlichen von Albertus Magnus aufgeworfene Frage, ob Bewegung als 'fließende Form' oder als 'Fließen der Form' aufzufassen ist; zum Anderen die Deutung von Bewegung als einer Vermischung von Wirklichkeit und Möglichkeit bei Thomas von Aquin. Die Erörterungen des Mittelalters (so auch bei Wilhelm von Ockham, Buridanus und Blasius von Parma) führen direkt zum neuzeitlichen, naturwissenschaftlichen Bewegungsbegriff. Weiterhin die Betrachtung des Bewegungsbegriffes (Gedanke der Relativität der Bewegung) bei Nikolaus von Kues und den Cusanern. Anschließend die Erörterung des Bewegungsbegriffes Bei Giordano Bruno, Kepler und Galilei, in dessen Definition der Bewegung, als einer funktionalen Beziehung zwischen Zeit und Raum, die bisherige Betrachtung der Wesenskonzeption von Bewegung in ein Gesetz umschlägt. Die Theoretische Fundierung dieses Gesetzes wird durch Descartes geleistet, die schließlich zur Infinitesimalrechnung bei Leibniz (metaphysische Fundierung der Bewegung) und Newton führt. Kant stellt in den 'Metaphysischen Anfangsgründen' vier onthologische Grundmodelle zusammen die Materie und Beweglichkeit erklären sollen (Phoronomie, Dynamik, Mechanik, Phänomenologie). Bei Kant die transzendentalphilosophsiche Begründung der 'Bewegung des Denkens' und die Gewinnung eines transzendentalen Bewegungsbegriffes. Im Nachkantischen Idealismus folgt hieraus die Gleichsetzung der Bewegung im Objekt und des Denkens (von Hegel dialektisch bestimmt). Bei Marx und Engels die Übertragung des Bewegungsbegriffes in die politische und gesellschaftliche Diskussion, wobei der Begriff 'Entwicklung' die systematische Funktion einnimmt, die bisher dem Bewegungsbegriff zukam. Bei Schopenhauer und Nietzsche die Übertragung des philosophischen Begriffes auf die musikalische Bewegung. Sehr kurz die Erörterung der neueren und neusten Physik (Einstein, sowie das Unschärfeprinzips). Abschließend die Darstellung des Bewegungsbegriffes in der neusten Philosophie (Whitehead/ Merleau-Ponty). Keine Darstellung des Begriffes in der Physiologie, Soziologie und Politik, Linguistik und Musik. Jüngster Literaturhinweis 1968.
  • Lange, Ludwig: Der Bewegungsbegriff während der Reformation der Himmelskunde von Copernicus bis zu Newton (1543-1687). (phil.Diss. Leipzig 1885-86) Leipzig, 1886. S. 352-419. (Wundt's Philosophische Studien III)
  • H. M. Nobis: (Art.) Kinematik, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg. v. J. Ritter u. K. Gründer. Bd. 4, Basel/Stuttgart, 1976, Sp. 843-836.
  • Wahsner, Renate u. Karin Weingartz-Perschel: (Art.) Bewegung, in: Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus. Hg. v. Wolfgang Fritz Haug, Bd. 2 Hamburg/Berlin, 1995, Sp. 193-200.

Sonstige Literatur

  • Belot, G.: Geometry and motion. The British Journal for the Philosophy of Science 2000 S. 561-595.
  • Borzeszkowski, Horst-Heino von u. Renate Wahsner: Infinitesimalkalkül und neuzeitlicher Bewegungsbegriff oder Prozeß als Größe. In: Jahrbuch für Hegelforschung 2002/2003. Hg. von Helmut Schneider. Sankt Augustin, 2004. S. 197-271.
  • Blackwell, Richard J.: Descartes' Laws of Motion. Isis 57 (1966) 57 S. 220-234.
  • Blay, Michel: La Naissance de la mécanique: La science du mouvement au tourant des XVIIe et XVIIIe siècles. Paris, 1992.
  • Borchert, Ernst: Die Lehre von der Bewegung bei Nicolaus Oresme. Münster i.W., 1934. (Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters 31/3)
  • Crombie, A. C.: A Note on the descriptive conception of Motion in the Fourteenth century. The British Journal for the Philosophy of Science IV (1953) S. 46-51.
  • Debus, Allen G.: Motion in the Chemical Texts of the Renaissance. Isis 64 (1973) S. 4-17.
  • Desanti, Jean-Toussaint: Aux origines Aristotéliciennes du concept de Mouvement. Diskussion mit Charles Alunni, Pierre Caye u. Bernard Besnier 18 Juni 1996. Revue de Synthèse 120 (1999) S. 21-36.
  • Gauld, Colin: Newton's Third Law after Newton. Research in Science Education 24/1 (1995) S. 93-101.
Abstract: Newton's third law is not something which students easily accept. This is largely due to the widespread notion that the force exerted by a moving body is directly related to the speed or to the mass of the body (or to both) and not to the nature of any interaction in which that body might be involved. The aim of the paper is to identify some of the issues upon which debate took place over the phenomenon of impact in the early 18th Century. This is achieved by studying a number of the popular textbooks and commentaries on mechanics which were published at that time. Some implications for teaching Newtonian mechanics are outlined.
  • Heller, Bruno: Grundbegriffe der Physik im Wandel der Zeit. Braunschweig, 1970. (Bewegung S. 144 ff.)
    • Rezension: François Russo, Revue d’Histoire des Sciences 49/4, (1993) S. 531.
  • Helme, Irmeli: „Aller“ et la signification de mouvement dans les périphrases verbales du moyen français. In: Approches du moyen français. Hg. von U. Jokinen und P. Sihvonen-Hautecouer. Jyväskyla, 1988. S. 104-113.
  • Jaynes, Julian: The Problem of animate motion in the seventeenth century. Journal of the History of Ideas 31.2, (1970) S. 219-234.
  • Kappes, Mathias: Die Aristotelische Lehre über Begriff und Ursache der xíνησις. Eine naturphilosophische Studie. Bonn, 1887.
  • Kepes, Gyorgy: Wesen und Kunst der Bewegung. Brüssel, 1969.
  • Knab, Janina: Ästhetik der Anmut. Studien zur "Schönheit der Bewegung" im 18. Jahrhundert. Bern u.a., 1996. (Europäische Hochschulschriften, Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 1569); (zugl. Diss. Univ. Würzburg, 1995.)
  • Koselleck, Reinhart: "Neuzeit". Zur Semantik moderner Bewegungsbegriffe. In: R. K. (Hg.), Studien zum Beginn der modernen Welt. Stuttgart. S. 264-299; auch in: R. K., Vergangene Zukunft, Frankfurt a. M., (1979) S. 300-348, 1977.
  • Kosman, L.A.: Aristotle’s Definition of Motion. Phronesis 14, (1969) S. 40-62.
  • Lasswitz, Kurd: Geschichte der Atomistik vom Mittelalter bis Newton, 2 Bde., Hildesheim u.a. 1984, Kap. 'DEr neue Begriff der Bewegung', Bd. 2, S. 3-36.
  • Leidelmair, Karl: Il concetto di movimento nella filosophia di Kant e Hegel. Verifiche 11, (1982) S. 289-305.
  • Lenzen, V. F.: Newton's Third Law of Motion. Isis, 27, (1937) S. 258-260.
  • Marx, Rose S.: A 13th Century Theory of Heat as a Form of Motion. Isis 22/1 (1934) S. 19-21.
  • Osler, Margaret J.: Galileo, Motion, and Essences. Isis 64 (1973) S. 504-509.
  • Pinès, S.: Saint Augustin et la théorie de l’impetus. Journal of the history of Ideas 31 (1970) S. 289-296.
  • Pollock, Konstantin: Der Begriff der Bewegung in Transzendentalphilosophie, Geometrie und Naturwissenschaft. In: Kant und die Berliner Aufklärung. Akten des IX. Internationalen Kant-Kongresses, Bd. 4: Sektionen XI-XIV. Berlin 2001. S. 615-623.
  • Renn, Jürgen u.a.: Weight, Motion and Force: Conceptual Structural Changes in Ancient Knowledge as a Result of its Transmission. Berlin, 2006. (=Preprint 320) Volltext
  • Sarnowsky, Jürgen: Die aristotelisch-scholastische Theorie der Bewegung. Studien zum Kommentar Alberts von Sachsen zur Physik des Aristoteles. Münster, 1989. (auch zu Kontinuum)
  • Wahsner, Renate: Konzeption von Bewegung in der Physik. In: Leipziger Sportwissenschaftliche Beiträge 43/1 (2000) S. 158-180.
  • Wahsner, Renate: 'Der Gedanke kann nicht richtiger bestimmt werden, als Newton ihn gegeben hat' - Das mathematisch Unendliche und der Newtonsche Bewegungsbegriff im Lichte des begriffslogischen Zusammenhangs von Quantität und Qualität. In: Hegels Seinslogik - Interpretationen und Perspektiven. Hg. von Andreas Arndt. Berlin, 2000. S. 271-300.
  • Westfall, Richard S.: Circular Motion in Seventeenth-Century Mechanics. Isis 63 (1972) S. 184-189.
  • Wisan, Winifred L.: The new science of motion: A study of Galileo's De motu locali. Archive for History of Exact Sciences 13/2-3 (1974) 103-306.
  • Wülfing, Wulf: Schlagworte des jungen Deutschland. Zeitschrift für deutsche Sprache 21 (o.J.), S. 166-177.
  • Zenekorta, Ibon Uribarri: Der Transzendentale Begriff der Bewegung. Versuch einer Rekonstruktion ausgehend vom ‘Opus postumum. In: Kant und die Berliner Aufklärung. Akten des IX. Internationalen Kant-Kongresses, Bd. 4: Sektionen XI-XIV. Berlin 2001. S. 685-693.

Redaktionsseite

begriffe/bewegung.1362313058.txt.gz · Zuletzt geändert: 2015/12/15 14:29 (Externe Bearbeitung)