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begriffe:unbewusstes

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Unbewußtes


lat. engl. unconscious
franz. inconscient Gegenbegriffe Bewusstes
Wortfeld

Disziplinäre Begriffe

  • Psychoanalyse/Psychologie: Der Bereich der Psyche, der dem Bewusstsein nicht (unmittelbar) zugänglich ist.

Material

A. Primärmaterial

B. Sekundärmaterial

Begriffsgeschichtliche Arbeiten

  • Abensour, Alexandre: (Art.) Inconscient, in: Vocabulaire Européen des Philosophies – Dictionnaire des Intraduisibles. Hg. v. Barbara Cassin. Tours, 2004, S. 588-592.
  • Kaiser-El-Safti, M.: (Art.) Unbewußtes/das Unbewußte, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg. v. J. Ritter, K. Gründer u. G. Gabriel. Bd. 11, Basel, 2001, Sp. 124 - 133.
Inhalt: Das Wortfeld von 'Unbewusst' ist weitläufig, wobei sich der Begriff nicht trennscharf gegenüber verwandten Ausdrücken wie 'Unbewusstsein' 'Unterbewusstsein' 'Nichtbewusstes' oder 'Bewusstlos' abgrenzen lässt. Die Vorgeschichte des Begriffes wird in der griechischen Antike, beginnend bei Platon und Plotin ausgemacht. Letzterer gilt als Vater der Philosophie des Unbewussten, da sich ihm zufolge die menschliche Seele sowohl durch Intelligibles auszeichent, als auch durch ihr nicht bewusste Triebregungen. Die Annahme unbewusster Prozesse wird zuweilen aber erst mit Leibniz' Lehre von den unmerklichen Perzeptionen angesetzt. Leibniz nimmt dabei jedoch kein dem Bewusstsein entgegengesetztes Unbewusstes an, sonden ein von diesem lediglich graduell verschiedenes. In der Naturphilosophie um 1800, v.a. bei Schelling, der das Unbewusste ästhetisch aufwertet, ist das Unbewusste in Philosophie, Kunst und Literatur eine Zentralkategorie. Schelling postuliert ein 'absolut Unbewusstes', welches im folgenden (s.u.) bedeutsam wird und selbst S. Freuds Lehre vom Unbewussten maßgeblich beeinflusst.
Wesentlich für die psychologische Bedeutung des Unbewussten wird J. F. Herbarts Philosophie des Unbewussten. Herbart nimmt eine 'Bewusststeinsschwelle' an unterhalb derer eine Vorstellung nicht ins Bewusstsein treten kann. A. Schopenhauer , C. G. Carus und E. von Hartmann führen das einflussreiche Konzept des absolut Unbewussten weiter. Das absolut Unbewusste existiert - so Schopenhauer - noch vor jedem Bewusststein und weist diesem damit den Status eines sekundären Phänomens zu. Das absolut Unbewusste wird auf Triebe, organische Lebens- und vitale Bildungskräfte bezogen und ist noch in Freuds Metapsychologie wirksam.
Freuds Beschäftigung mit dem Unbewussten wirkt bis heute nach. Das genuin pychoanalystisch Unbewusste meint das in den unteren Teil der Seele Verdrägngte, von wo her es latent und manifest neurotische Symptome erzeugt. In der Traumdeutung nimmt Freud zwei Formen des Unbewussten an, eines das 'bewusststeinsfähig' und eines das 'bewusstseinsunfähig' ist. In Anlehnung an Freud definiert C. G. Jung das 'kollektiv Unbewusste' als die "gewaltige geistige Erbmasse der Menschheitsentwicklung, wiedergeboren in jeder individuellen (…) Struktur." Das 20. Jhd. arbeitet 'widerholt auf eine zu revidierende Verbindung zwischen Unbewusstem und Sprache hin (P. Ricœur/ J. Habermas/ J. Lacan/ R. Rorty).
Jüngster Literaturhinweis 2000.
  • Wegner, Mai: Art.: Unbewußt/ das Unbewußte, in: Ästhetische Grundbegriffe, Bd. 6. Stuttgart; Weimar, 2005, S. 202-241.

Siehe auch:

  • Mühle, G: (Art.) Kollektivbewusstsein, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hg. v. J. Ritter u. K. Gründer. Bd. 4, Basel/Stuttgart, 1976, Sp. 883 - 884.

Sonstige Literatur

  • Blumenberg, Hans: Theorie der Unbegrifflichkeit, Frankfurt a.M. 2007, S. 41 ff.
  • Braun, Christina von / Dornhof, Dorothea / Johach, Eva (Hg.) Das Unbewusste. Krisis und Kapital der Wissenschaften Studien zum Verhältnis von Wissen und Geschlecht Bielefeld: transcript 2009 (Gender Codes – Transkriptionen zwischen Wissen und Geschichte Bd. 9)
  • Buchholz, M.B./ Gödde, G.: Macht und Dynamik des Unbewußten, Bd. 1, Giessen 2005. (darin: dies., Das Unbewußte und seine Metaphern)
  • Geiger, Moritz: Fragment über den Begriff des Unbewußten und die psychische Realität. Ein Beitrag zur Grundlegung des immanenten psychischen Realismus. Halle, 1930. (Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschunge, 4)
  • Gödde, Günter: Traditionslinien des "Unbewußten". Schopenhauer, Nietzsche, Freud. Tübingen, 1999.
  • Lang, Hermann: Die Sprache und das Unbewußte. Jacques Lacans Grundlegung der Psychoanalyse. Frankfurt a.M., 1973. (stw, 626); (2. Aufl. 1993; auch Diss. Heidelberg, 1972.)
  • Nimmo, W.: The notion of unconscious phantasy. The journal of the British society for phenomenology 5, 1974, S. 55-58.
  • Sandra Janssen: Von der Dissoziation zum System. Das Konzept des Unbewussten als Abkömmling des Reflexparadigmas in der Theorie Freuds, in: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 32 (2009), H. 1, 36-52.
  • Schmidgen, Henning: Das Unbewußte der Maschinen. Konzeptione des Psychischen bei Guattari, Deleuze und Lacan. München, 1997. (zugl. Diss. FU Berlin, 1996.)
  • Schott, Heinz: Die Entdeckung des Unbewussten um 1900: Wissenschaftshistorische Anmerkungen zu Sigmund Freud. Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 20 (1997) S. 287-295.
  • Shope, Robert K.: Freud on conscious and unconscious intensions. Inquiry 13 (1970) S. 149-159.
  • Völmicke, Elke: Das Unbewußte im Deutschen Idealismus. Würzburg, 2005.

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