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Umwelt


engl. environment franz. environnement
dän. omverden Gegenbegriffe Innenwelt, Anlage/Disposition
WortfeldAtmosphäre, Lebenskreis, Mitwelt, Milieu, Peristase, Aussenwelt, Umgebung(en)

Disziplinäre Begriffe

Environ (franz.):

Environnement (franz.):

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A. Primärmaterial

1800 Im Deutschen nach Grimm (1854-1961) ist Umwelt in der Bedeutung „die den Menschen umgebende Welt" seit Anfang des 19. Jahrhunderts verbreitet. „Man hat daher die Frage aufgeworfen, ob es etwa eine Entlehnung aus dän. omverden sei […]. Dieses Wort ist aber erst 1823 belegt und gilt in Dänemark /1613/ als Entlehnung aus dem Dt“ (Trübners Deutsches Wörterbuch, Begr. v. Götze, Alfred; Hrsg. v. Mitzka, Walther, Bd. 7, 1956).
Mitte 19. Jh.Nach Trübner (ebd.) erfährt Umwelt seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine Bedeutungserweiterungen und wird „zur Wiedergabe des franz. milieu benutzt und damit im Naturalismus zu einem wichtigen Begriff der Kunsttheorie.“
1909Uexküll, Jakob Johann von: Umwelt und Innenwelt der Tiere. Paris, 1909. Der deutsche Biologe von Uexkuell (1864-1944) verwendet Umwelt und Innenwelt der Tiere im engeren biologischen Sinn. "Uexküll unterscheidet mit Bedacht zwischen der Umgebung, dem objektiven Raum, in welchem wir ein Lebewesen in Bewegung sehen, und der Umwelt, die sich aus einer mehr oder weniger umfangreichen Reihe von Elementen zusammensetzt, die er Bedeutungsträger und Merkmalträger nennt und die allein für das Tier relevant sind. Die Umgebung ist in Wirklichkeit unsere eigene Umwelt, die von Uexküll mit keinerlei Privilegien versehen wird und die somit je nach Perspektive veränderbar ist." Giorgio Agamben, Das Offene. Der Mensch und das Tier, Frankfurt a.M., 2003, S. 50.
1913Jaspers, Karl: Allg. Psychopathologie, Berlin 1913, S. 19ff. Jaspers identifiziert die Konzepte Innenwelt und Umwelt - Anlage und Milieu.
1922Uexküll, J. J. von: Wie sehen wir die Natur und wie sieht sie sich selber? In: Naturwissenschaften, 1922, S. 320. Für Uexküll umfasst die Umwelt "außer der Merkwelt auch die Wirkwelt eines Subjektes und sie kann durch die Umweltforschung, die auch als 'Weltmittelpunktsmethode' bezeichnet wird, von dem Beobachter rekonstruiert werden." zitiert nach: Th. v. Uexküll, (Art.) Eigenwelt, in: HWdPh,. Bd. 2, Sp. 342.
1960er /70erUmwelt erfährt vermutlich unter anglo-amerikanischem Einfluss eine erneute Bedeutungserweiterung und Frequenzsteigerung und wird um circa 1970 zu einem modernen Schlagwort in zahllosen Zusammensetzungen (nach: Heberth, Alfred: Neue Wörter. Neologismen in der deutschen Sprache seit 1945. Wien 1977). Gruhl in Meyers Enz. Lex. (2979): „Das Wort ,Umwelt’ ist eines der am häufigsten gebrauchten Modewörter, obwohl es erst Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre in einer neuen Bedeutung aufkam. Erstmals tauchte das Wort in der auch heute noch überwiegenden Zusammensetzung Umweltschutz auf […] Nicht ohne Grund sprach man zunächst in Nordamerika von ,human environment protection’, weil dort die Schädigung der Umwelt durch ,pollution’ einen besonders hohen Grad erreicht hatte“. Umwelt bildet im Deutschen zahlreiche Komposita wie Umweltschutz, Umweltverschmutzung, die wahrscheinlich nach engl. Vorbild entstanden sind, während bei Bildungen wie Umweltbewusstsein, Umweltgesetz etc. nicht zu entscheiden ist, ob sie ein engl. Vorbild wiedergeben oder ob es sich um eigenständige deutsche Bildungen handelt. s. Anglizismen-Wörterbuch. Der Einfluß des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945, hg. v. Broder Corstmann, 3 Bde., New York u. Berlin 2001, Bd. 3, S. 1612f.
1984Luhmann, Niklas: Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie. Frankfurt am Main, 1984. Konzeption des Menschen als "Umwelt des Systems".

B. Sekundärmaterial

Begriffsgeschichtliche Arbeiten

Siehe auch:

Sonstige Literatur


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